Twitter erreicht die hohe Politik! Nachdem der Microblogging-Service Twitter immer populärer wird und selbst Institutionen wie die Tagesschau schon „twittern“, war es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem ersten Skandal kommt. Einem Twittergate sozusagen.

Bei der Wahl des Bundespräsidenten am 23. Mai 2009 sollte es dann soweit sein. Genauer gesagt bei der Auszählung der Stimmen und deren Verkündung. Der Bundespräsident wird, wie wir alle wissen, durch die Bundesversammlung gewählt, die ausschließlich zu diesem Zwecke zusammentritt. Die Voten der über 1224 stimmberechtigten Mitglieder werden durch eine Zählkommission ausgewertet und dann durch den Vorsitzenden der Bundesversammlung verkündet. Den Vorsitz hat der Bundestagspräsident inne (im Moment ist das Norbert Lammert von der CDU).

Das Amt des Bundespräsidenten ist das höchste Amt, das die Bundesrepublik Deutschland zu vergeben hat. Folglich sollte es auch mit Respekt behandelt werden. Und nun kommen wir zum Twittergate-Skandal: Zwei Abgeordnete, die des Twittern mächtig sind, schickten das Wahlergebnis über diesen Kanal in die weite Welt, bevor es durch den Bundestagspräsidenten verkündet wurde. Das geht natürlich nicht!

Zwar ist es nicht gerade ungewöhnlich, dass solche Insiderinformationen im Vorraus ihre Runde machen, doch bei Twitter ist ja (üblicherweise) auch klar, von dem die Nachricht kommt bzw. man kann den Geheimnisverrat besser nachweisen als bei mündlichen Botschaften. Zudem ist bei Twitter von einer größeren Zahl von Followern (schönes Wort!) auszugehen, die die Nachricht dann wiederum an ihre eigenen Follower twittern, usw. usf. – eine Lawine setzt sich somit in Gang.

Die Name der beiden Plaudertaschen: Julia Klöckner (CDU) und Ulrich Kelber (SPD). Zumindest erstere zeigte bereits Reue und wird auf ihr Amt als Schriftführerin im Bundestag verzichten, so Tagessschau.de.

Und wie ist das jetzt zu bewerten? Nun, anders als eine SMS an die befreundeten Journalisten hinterlässt eine Twitternachricht zum einen einen Footprint (Fußabdruck) – lässt sich also zurückverfolgen, zumindest bei glaubwürdigen und regelmäßig twitternden Absendern. Zum anderen verbreitet sich die Twitter-Nachricht schnell aus und ist nicht mehr zu kontrollieren oder gar zu stoppen. Dessen sollte sich jeder bewusst sein, der in die Twitter-Liga einsteigen möchte.